Manuskript

Trotz Kohleausstieg sterben Dörfer

Seit Jahrzehnten werden im Rheinland ganze Dörfer abgerissen, um Platz für den Kohleabbau zu machen. Dabei ist der Kohleausstieg in Deutschland schon beschlossen. Ist eine Umsiedlung der Dörfer überhaupt noch nötig?

1200 Menschen lebten früher in Immerath. Es gab eine Kirche, einen Sportverein und Kindergärten. Heute ist das Dorf tot, 2017 mussten die letzten Einwohner ihre Heimat verlassen. Immerath ist nicht der einzige Ort, der dem Tagebau weichen musste. Seit Jahrzehnten wird im Rheinland Kohle abgebaut, immer mehr Dörfer werden abgerissen.

„Mich erinnern diese Geisterdörfer irgendwie an Bürgerkriege“, sagt David Dresen. Er lebt mit seiner Familie seit Generationen in Kuckum auf einem großen Hof mit 14.000 Quadratmetern – nicht weit entfernt von Immerath.  Bis 2028 soll auch sein Dorf abgerissen werden. Das Energieunternehmen RWE hat der Familie Dresen in einem Neubaugebiet gerade einmal 2.000 Quadratmeter als Ersatz angeboten.

Familie Dresen lehnt eine Umsiedlung ab. „Das ist unser Zuhause, meine Heimat!“, sagt David Dresen. Er engagiert sich seit Jahren mit vielen anderen Dorfbewohnern in der Initiative „Alle Dörfer bleiben“. Bisher ohne Erfolg. Auch Politiker haben ihnen nicht geholfen, obwohl die Regierung den Kohleausstieg beschlossen hat.

Eine Studie zeigt, dass die Kohlemenge in den schon vorhandenen Abbaugebieten ausreicht und dass es nicht nötig wäre, weitere Dörfer abzureißen. RWE  geht allerdings davon aus, dass noch mehr Kohle gebraucht wird und dass sich die Dorfbewohner für die Umsiedlung entschieden haben. Offenbar haben sie nicht alle gefragt: David Dresens Großvater möchte lieber sterben, als seine Heimat aufzugeben.

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