Manuskript

Wie der Klimawandel das Skifahren verändert

In Zeiten des Klimawandels hat sich der Skitourismus stark verändert. Gletscher schmelzen und der Betrieb auf den Skipisten kann oft nur durch Schneekanonen aufrechterhalten werden. Und die Aussichten sind nicht gut: Klimaforscher gehen davon aus, dass die durchschnittliche Temperatur in den Alpen bis 2050 um vier Grad steigen wird.

SPRECHER:

Die Alpen in weißer Pracht – doch wie lange noch? Bis 2050 soll hier die durchschnittliche Temperatur um vier Grad Celsius steigen. Das zeigen aktuelle Rechenmodelle von Klimaforschern. Was heißt das für den Wintertourismus in den Alpen?

LUKAS STEGE (Euromaxx-Reporter):

Ich bin auf der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg. Jede Menge Schnee und Skifahrer. Aber wie lange kann man in den Alpen noch Ski fahren?

SPRECHER:

Einfach herrlich: gut präparierte Pisten, dazu dieses wunderbare Panorama.

LUKAS STEGE:

Nicht schlecht!

SPRECHER:

Ski fahren macht Spaß. So wie ich genießen auch viele andere den Schnee. Ski fahren, solange es noch geht?

SKIFAHRERIN 1:

Meine Enkelkinder werden das Skifahren nicht mehr so genießen können, wie wir das tun.

SKIFAHRER 1:

Ich komme aus dem Allgäu, da hat sich schon was geändert. Ja, da gibt’s nicht mehr, da ist [es] nicht mehr so winterfest. Man kann manchmal nicht mehr Ski fahren, wo man früher sicher Ski fahren konnte, ja.

SKIFAHRER 2:

Die werden hier um ihre Industrie kämpfen. Da gehe ich fest von aus.

SKIFAHRER 3:

Wir fahren jedes Jahr Ski und sehen, wie sich alles verändert, wie sich das Wetter ändert. Es wird immer chaotischer mit den Schneeverhältnissen, das muss man bedenken.

SKIFAHRERIN 2:

Wir könnten die letzte Generation sein, die natürlich Ski fahren kann.

SPRECHER:

Hier an der Zugspitze scheint die Winterwelt noch in Ordnung – zumindest auf den ersten Blick. Das Skigebiet liegt auf 2600 Metern Höhe. Es ist das höchstgelegene in Deutschland. Doch am oberen Ende des Areals steht eine der Liftanlagen still. Warum? Verena Tanzer arbeitet für die Zugspitzbahn AG, den verantwortlichen Betreiber des Skigebiets. Sie hat die Antwort.

VERENA TANZER (Pressesprecherin Zugspitzbahn AG):

Das sind unsere Plattlifte hier. Das heißt, der verläuft wirklich direkt über dem Nördlichen Schneeferner-Gletscher. Und klar, der verliert ‘n bisschen an Höhe. Gerade im Sommer, wenn’s richtig warm ist, hat der ‘nen Volumenverlust. Und das heißt, dieser schöne Rücken des Gletschers wird immer steiler. Und deswegen können wir den Lift aktuell nicht in Betrieb nehmen.

SPRECHER:

Stillstand – wie immer öfter in europäischen Skigebieten – also auch hier, am einzigen deutschen Gletscher-Skigebiet. Was im Winter nicht zu sehen ist: Der Nördliche Schneeferner-Gletscher ist in den vergangenen 80 Jahren drastisch geschmolzen. Künstliche Beschneiung, so wie in vielen Skigebieten, gibt es hier an der Zugspitze nicht. Das hatten die Betreiber bewusst so entschieden. Und: Noch liegt das Skigebiet offenbar hoch genug.

LUKAS STEGE:

Inwieweit konnten Sie denn vielleicht schon in Ihrer Zeit hier die Veränderungen am Berg bemerken, durch den Klimawandel?

VERENA TANZER:

Also klar, im Sommer kann man sehen, dass der Nördliche Schneeferner einfach an Volumen verliert. Das sieht man ganz klar. Wir haben immer schon gute Winter, schlechte Winter – das ist auch eigentlich ein normales Phänomen. Zum Opening hier auf der Zugspitze hatten wir seit 20 Jahren den höchsten Schneestand und dann hat man mal wieder ‘nen Winter, wo man wirklich sagt: „Puh, also wir brauchen jetzt echt Schnee, sonst können wir die Pisten nicht öffnen.“ Also, es ist so ein Hin und Her.

SPRECHER:

Doch wie sieht es mit den Alpen generell aus? Ich möchte gern wissen, was ein Experte dazu sagt. Das KIT-Campus Alpin ist die älteste Umweltforschungseinrichtung in Deutschland und seit 1962 in Garmisch-Partenkirchen beheimatet. Klimaforscher Harald Kunstmann arbeitet an Rechenmodellen, die die Auswirkungen des Klimawandels für die Alpen bis 2050 vorhersagen. Fazit: Die Durchschnittstemperatur soll um vier Grad Celsius steigen. Und: Die Zeiträume, in denen Schnee fällt, sollen kürzer werden. Fatale Prognosen für den Wintersport.

LUKAS STEGE:

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Alpen im Winter aus?

HARALD KUNSTMANN (Klimaforscher):

Da die Temperaturen in der Tat immer mehr ansteigen, bedeutet das, dass die Schneegrenze alle paar Jahre immer höher liegt. Und das wiederum bedeutet, dass es in den tieferen Lagen immer schwieriger wird, Ski zu fahren.

LUKAS STEGE:

Wie wird es in der Zukunft aussehen? Was sagen Sie in Sachen Schnee?

HARALD KUNSTMANN:

Es wird kein größeres Skigebiet mehr geben, wo kein Kunst-Schnee zum Einsatz kommt. Diese Technik wird immer teurer werden, da sie auch immer effizienter werden muss. Und da auch Energie immer teurer wird, wird auch das Skifahren noch teurer werden, als es heute schon ist.

LUKAS STEGE:

Okay, es wird immer wärmer, dann müssen wir immer mehr beschneien und dann kann man auch immer hier Ski fahren?

VERENA TANZER:

Es ist nicht die Lösung, die Beschneiung auszubauen, wenn‘s wärmer wird. Es geht nur drum, dass man, wenn man zu wenig Niederschlag in Form von Schnee hat, dass man dann eben sagen kann: Wenn‘s kalt ist, wenn eine Nacht superkalt ist und man gute Bedingungen hat, [dass] man dann Schnee produziert, um eben die Pisten öffnen zu können.

LUKAS STEGE:

Ski fahren ist immer noch möglich. Aber der Winter in den Alpen zeigt, dass die Bedingungen für den Wintersport härter werden und der Druck auf die Tourismusindustrie steigt.

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